Hersteller: S&S Worldwide jetzt Sansai Technologies
Modell: High-Thrill-Coaster
Länge: 1212m
Eröffnung: 31. Oktober 2013
g-Kraft: 5,6 g
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Höhe: 38 m
Geschlossen: 4. November 2013
Der leise Zerfall
Der leise Zerfall der nie schnellsten Achterbahn der Welt,
hier findet ihr aktuelle Bilder der Strecke und dem Launch
Direkt entlang der Formel 1 Start- und Zielgeraden sollten die Rennzüge innerhalb von 2,5 Sekunden von 0 auf 217 Stundenkilometer beschleunigt werden. Der Katapultkick hätte mit einer durchschnittlichen Beschleunigung von beeindruckenden 2,5 g aufgewartet.
Die Idee der Achterbahn am Nürburgring ist mehr "Dragster" als "Coaster" - Launch, Bremse, Rückfahrt. Der Rundparcours bietet einen feurigen Katapultstart, der sich auf der rund 1220 Meter langen Strecke nicht so richtig fortsetzen lassen will.
Der zweigliedrige Zug mit acht Sitzplätzen wäre plangemäß noch vor der ersten und einzigen aufwärts führenden Steilkurvenkombination deutlich auf etwa 125 Stundenkilometer heruntergebremst worden, um im Hintergrund der Haupttribüne eine 500 Meter lange, geradlinige Rückfahrt ohne große Erlebnisreize zu absolvieren.
|
Auf der zweiten Auslieferung Dodonpa im japanischen Fuji-Q Highland wurde 2001 sogar ein Geschwindigkeitsrekord aufgestellt: 172 Stundenkilometer erreichen die Züge innerhalb von 1,8 Sekunden. Trotz der notwendigen, extrem hohen Beschleunigung (im Mittel 2,7 g) arbeitet das System nahezu verschleißfrei und benötigt keine exorbitanten Stromressourcen. Der Luftdruck wird zwischen den Launchzyklen von relativ schwachen Elektropumpen aufgebaut und innerhalb des knapp zwei Sekunden andauernden Starts nahezu schlagartig verbraucht. Extreme Leistungsspitzen wie bei linearen Magnetantrieben treten nicht auf.
Die Technik erscheint imposant, die zwiespältige Ausführung der beiden S&S Hochgeschwindigkeits-Auslieferungen vor dem ring°racer verhinderte jedoch eine Erfolgsgeschichte wie bei den luftdruckbetriebenen Türmen. So sind die Fahrgastträger von permanenten Problemen geplagt - die Lebensdauer der ultra teuren luftgefüllten Flugzeugräder im Vergleich zu herkömmlichen Achterbahnrollen sind verschwindend gering und die ruppigen Fahreigenschaften sind nicht unbedingt verkaufsförderlich. Die Züge wurden nach der ersten Saison komplett modifiziert, doch der Prototyp im amerikanischen Kings Dominion lief nie richtig rund. Nach sieben Betriebsjahren verschwand dieser Ende 2007 von der Bildfläche, 2010 wurde die eingelagerte Stahlstruktur verschrottet.
Für den Nürburgring wurden scheinbar aber die Hausaufgaben gemacht: Die Bahn fährt auf bewährten Rundrohren statt auf schwer biegbaren I-Trägern, und auch die Gummipneus sind Schnee von gestern. Zudem schien der Entschluss zugunsten des Herstellers - glaubt man den Ring-Entscheidern - wohl überlegt gewesen zu sein: "S&S Power ist auf dem Gebiet der Druckluft betriebenen Coaster weltweit eines der führenden Unternehmen und verfügt über sehr viel Erfahrung", erklärte Dr. Walter Kafitz, Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH, bei der Pressepräsentation der Anlage. "Die Herstellung der einzelnen Komponenten unterliegt dabei dem deutschen TÜV-Standard, der Deutschen Industrie Norm sowie der Europäischen Norm und wird fast ausschließlich von Betrieben in Deutschland und Europa übernommen." So wurde die Schiene und Struktur von einem italienischen Lieferanten produziert, die Züge kommen aus den USA.
|
Die Software erkannte eine bestimmte Funktion nicht genau. Deshalb wurde der Start nicht automatisch abgebrochen, wie das notwendig gewesen wäre.
|
Am 3. November 2013 fanden durch die Insolvenz des Nürburgrings, nach nur vier Tagen und rund 2000 Fahrgästen, die letzten Fahrten für Besucher statt.
Am 11. März 2014 wurde bekannt, dass der Düsseldorfer Autozulieferer Capricorn für 100 Millionen Euro nach einem Bieterwettbewerb den gesamten Nürburgring inklusive Freizeitpark ring°werk und Erlebnisdorf „Grüne Hölle“ übernommen hat. Als neuer Eigentümer kündigte daraufhin Capricorn-Geschäftsführer Robertino Wild am gleichen Tag in Koblenz an, sobald die EU-Kommission die Übernahme genehmigt habe, die „Grüne Hölle“ sofort als einen der großen Verlustbringer einzustellen und den ring°racer stillzulegen